Mütter-Diskriminierung durch das Konstrukt „Eltern-Kind-Entfremdung“ (PAS)

Kritik am Parental Alienation (Syndrome) PAS, dt. Eltern-Kind-Entfremdung: Zusammenfassung der internationalen Sonderausgabe des Journal of Social Welfare and Family Law 2020

Im Januar 2020 erschien eine Sonderausgabe des Journal of Social Welfare and Family Law: Edition 42 zur sog. Theorie des Parental Alienation (Syndrome), dt. „Eltern-Kind-Entfremdung“. Die CSMS Group (Niederländische Arbeitsgruppe für komplexe Scheidungen – Multidisziplinäre Zusammenarbeit) hat eine Zusammenfassung der darin publizierten Fachaufsätze erstellt, deren Übersetzung wir hier mit freundlicher Genehmigung veröffentlichen dürfen.

Vorbemerkung: In der deutschen Familiengerichtspraxis wird derzeit nicht regelmäßig von einer Eltern-Kind-Entfremdung oder von Parental Alienation (Syndrome) PA(S) gesprochen. Häufiger wird stattdessen der Begriff „Bindungsintoleranz“ verwendet, dessen Wirkung vor Familiengerichten jedoch sehr ähnlich ist. Die wissenschaftlichen Aufsätze der Sonderausgabe orientieren sich an der internationalen Praxis, die PA(S) an Familiengichten trotz sogar Verbots (u.a. in den USA, Kanada) weiterhin als Kriterium heranzieht – mit fatalen Folgen für die Opfer der verschiedenen Formen häuslicher Gewalt: Frauen und Kinder. Die Ergebnisse der in der Sonderausgabe zusammengefassten Forschungen umfassen zwar keine Ergebnisse aus Deutschland. Dennoch decken sich die beschriebenen Szenarien anderer westlicher Länder erschreckend mit den zahllosen Erfahrungen von Müttern und Kindern im deutschen Familiengerichtssystem. Daher besteht ein eindeutiger Forschungsbedarf, um die Lage in Deutschland zu analysieren und zu prüfen, inwieweit die in anderen Ländern nachgewiesenen Probleme auch in Deutschland wirken.

Die Übersetzung:

Einführung

Das Jahr 2020 beginnt mit einer Sonderausgabe des Journal of Social Welfare and Family Law: Edition 42 (1), bestehend aus 11 Aufsätzen mit einer kritischen Perspektive auf die Eltern-Kind-Entfremdung. In dieser Publikation werden wir, wie schon in den Niederlanden, die Artikel aus dieser Sonderausgabe diskutieren und die Ergebnisse nach Themengebieten in Deutsch zusammenfassen. Wir tun dies mit dem Ziel, die internationalen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung einem breiten Publikum bekannt zu machen, einschließlich politischer Entscheidungsträger und Fachleute, die sich auf hochstrittige Scheidungen konzentrieren. Dies ist dringend erforderlich, da die Theorie in den Niederlanden und Deutschland fast allgemein akzeptiert zu sein scheint und von Fachleuten, die in hochstrittige Trennungen involviert sind, in Varianten verwendet wird. Dies ist falsch und mit den notwendigen negativen Folgen, so die Artikel. Internationale Experten sind zutiefst besorgt über die Verwendung des Konzepts der Eltern-Kind-Entfremdung im Familienrecht und im Kinder- und Jugendschutz. In diesem Beitrag wird deutlich, warum.

Wir beginnen mit einer Beschreibung der Artikel in der Sonderausgabe. Anschließend werden wir die Ergebnisse diskutieren.

In den verschiedenen Artikeln werden eine Reihe von Themen diskutiert:

  1. der Mangel an wissenschaftlicher Unterstützung für die Theorie,
  2. Wie die Theorie dennoch in die bestehenden Stereotypen passt und von der Väterrechtsbewegung gefördert wird; sie wird im Familienrecht von Richtern und Jugendschutz noch immer angewandt,
  3. dass die Theorie in einer Weise verwendet wird, die Frauen und Kinder diskriminiert, und dass sie schwerwiegende Folgen hat.

Zu jedem dieser Themen werden die Ergebnisse aus den verschiedenen Artikeln erläutert. Wir machen die Leser*innen darauf aufmerksam, dass die Schlussfolgerungen in den verschiedenen Ländern sehr ähnlich sind und der Situation in den Niederlanden und Deutschland entsprechen, die wir für die Niederlande im Jahr 2019 ausführlich beschrieben haben (CSMS, 2019).

Die Aufsätze

Das Sonderheft besteht aus 11 verschiedenen wissenschaftlichen Aufsätzen. Wir nennen zunächst die Titel, die Autoren, das Ziel und die Forschungsmethode.

  1. Einführung in die Sonderausgabe (Seiten 1-4). Geschrieben von Elizabeth Sheehy und Simon Lapierre. Dies ist ein einleitender Artikel, der die Entstehung der Sonderausgabe und ihren allgemeinen Inhalt beschreibt.
  2. Die Geschichte der Verwendung des Konzepts der Eltern-Kind-Entfremdung im australischen Familienrecht: Widersprüche, Zusammenstöße und ihre Folgen. (Seiten 5-17). Geschrieben von Zoe Rathus.
    Sie beschreibt, wie die Idee der Eltern-Kind-Entfremdung im System der Familienjustiz seit ihrer Einführung in Australien im Jahr 1989 bis heute angewandt wurde, um einen Einblick in diese zu geben. Zu diesem Zweck bezieht sich Rathus auf Quellen, wie z.B. Gesetzesänderungen, wissenschaftliche Forschung und Kongressbeiträge.
  3. Eine Genealogie der Feindseligkeit: Eltern-Kind-Entfremdung in England und Wales. (Seiten 18-29). Geschrieben von: Adrienne Barnett.
    Barnett untersuchte 40 verfügbare familienrechtliche Urteile in England und Wales, in denen die Ablehnung der Eltern erwähnt wird. Es handelt sich um eine hauptsächlich deskriptive Forschung, die den sozialen, politischen und historischen Hintergrund einbezieht, um zu zeigen, wie das Denken und Argumentieren durch dieses Konzept beeinflusst wird.
  4. Die Legitimierung und Institutionalisierung der „Eltern-Kind-Entfremdung“ in der Provinz Quebec. (Seite 30- 44). Geschrieben von: Simon Lapierre, Patrick Ladouceur, Michèle Frenette & Isabelle Côté.
    Lapierre, u.a. studierte in Quebec, Kanada, wie Menschen über häusliche Gewalt und Eltern-Kind-Entfremdung in Scheidungsfällen argumentieren. Die Forschung bestand aus einer Kombination von Dokumentenanalysen (politische Texte, Fallakten, Gerichtsberichte, Zeitungsartikel usw.) und Interviews mit Fachleuten (wie Jugendschützern und Forschern).
  5. Das elterliche Entfremdungssyndrom in Spanien: Von der Regierung abgelehnt, aber von den Gerichten akzeptiert. (Seite 45-55). Geschrieben von: Glòria Casas Vila.
    Ziel dieser Studie war es, die Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse weiblicher Gewaltopfer in Familienrechtsfällen in Spanien zu untersuchen. Zu diesem Zweck analysierte Casas Vila Interviews mit zwanzig Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden.
  6. Eltern-Kind-Entfremdung (elterliches Entfremdungssyndrom) in Haft- und Behördenfällen: Erfahrungen von Überlebenden und die Logik der psychosozialen und juristischen Dienste in Italien. (Seiten 56-67). Geschrieben von: Mariachiara Feresin.
    Ziel der Forschung war es, mehr Einblick in die Komplexität von Familienrechtsfällen und die Erfahrungen von Müttern, die Opfer von Gewalt durch Intimpartner sind, zu gewinnen, wobei der Schwerpunkt auf der Rolle der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung lag. Interviews mit dreizehn Müttern, fünfzehn Psychologen und Psychiatern, die mit einem Gerichtsbeschluss arbeiten, um die elterlichen Fähigkeiten zu bewerten, und fünfzehn Sozialarbeiter wurden zu diesem Zweck eingesetzt. Die Akten von zehn der Fälle der teilnehmenden Mütter wurden ebenfalls untersucht.
  7. Professionelle Antworten auf „Eltern-Kind-Entfremdung“: forschungsbasierte Praxis. (Seiten 68-79). Geschrieben von: Julie Doughty, Nina Maxwell und Tom Slater.
    Der Zweck dieses Artikels ist es, die Situation bezüglich der Anwendung der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung in England und Wales zu beschreiben, wobei die Ergebnisse einer früheren Literaturstudie aus mehreren Disziplinen untersucht werden, in der wissenschaftliche Literatur und Rechtsprechung verwendet wurden.
  8. Bestrafung der Angst von Frauen: Gewalt durch die Intimpartner und Eltern-Kind-Entfremdung in kanadischen Fällen. (Seite 80-91). Geschrieben von: Elizabeth Sheehy und Susan B. Boyd.
    Sheehy und Boyd untersuchten die verfügbare englischsprachige Familienrechtsprechung von 2014-2018, in der die Eltern- Kind-Entfremdung in Kanada, mit Ausnahme von Quebec, erwähnt wurde. Das waren 298 Fälle. Ziel war es, ein Bild von den Urteilen in Familienrechtsfällen zu geben, in denen Vorwürfe der Eltern-Kind-Entfremdung erhoben werden. Die Fälle wurden sowohl quantitativ als auch qualitativ untersucht.
  9. Die Ergebnisse des US Sorge- oder Umgangsrechts mit bei denen Eltern-Kind-Entfremdung und Behauptungen von Misshandlung/Missbrauch: Was zeigen die Daten? (Seiten 92-105). Geschrieben von: Joan S. Meier.
    Meiers Forschung sollte die statistischen Zusammenhänge zwischen Vorwürfen häuslicher Gewalt, elterlicher Ablehnung und vor allem dem Geschlecht der Eltern bei Aussagen über den Hauptwohnsitz des Kindes in Amerika untersuchen. Die Analyse wurde anhand der 4338 online verfügbaren US-Urteile (sowohl in erster Instanz als auch in der Berufung) aus dem Zeitraum von 2005 bis 2014 durchgeführt, in denen Vorwürfe häuslicher Gewalt und/oder Eltern-Kind-Entfremdung erhoben wurden.
  10. Es ist nicht OK, aber es ist nie passiert: Anschuldigungen der Eltern-Kind-Entfremdung untergraben die Sicherheit der Kinder vor dem neuseeländischen Familiengericht. (Seiten 106-117). Geschrieben von: Deborah Mackenzie, Ruth Herbert und Neville Robertson.
    Mackenzie und andere beschreiben die Ergebnisse des Backbone Collective, einer Initiative in Neuseeland, die das System der Familienjustiz für Opfer häuslicher Gewalt sicherer machen soll. Das Backbone Collective nutzt unter anderem Online- Fragebogenerhebungen, um einen Einblick in die Erfahrungen von Opfern häuslicher Gewalt zu gewinnen. Die zweite wird im Artikel besprochen und richtete sich an die Kinder. Die Antworten von 291 Müttern über 591 Kindern wurden analysiert.
  11. Die emotionale Belastung geschiedener Mütter in Sorgerechtssystemen, die durch die Eltern-Kind- Entfremdung gestört wird: eine neuseeländische Fallstudie. (Seiten 118-129). Geschrieben von: Vivienne Elizabeth.
    Der Zweck dieser Studie war es, die emotionale Belastung und Verpflichtung zu untersuchen, die Müttern durch die Anwendung der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung auferlegt wird. Elizabeth führte eine qualitative Untersuchung durch, bei der sie zwölf Frauen befragte, die auf Anzeigen in Frauenzentren antworteten. Die Frauen hatten eine Scheidung hinter sich und beschrieben häusliche Gewalt von ihrer Ex und/oder Ausbeutung und Manipulation.

Die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung: Keine empirische Unterstützung, aber sozial akzeptiert

Die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung

Sheehy und Lapierre führen im einleitenden Artikel aus, dass die Literatur zur Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung auf die Arbeit von Richard Gardner zurückgeht. Gardner beschrieb die Situation, in der sich das Kind stark zu einem Elternteil hingezogen fühlt und den anderen Elternteil in unangemessener oder übertriebener Weise völlig ablehnt. Gardner stützte seine Theorie ursprünglich auf Situationen, in denen seiner Meinung nach falschen Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs gegen den verleugneten Vater erhoben wurden, wobei das Kind von der Mutter einer Gehirnwäsche unterzogen worden sei, um dies zu tun. Die Theorie wurde später häufiger für Kinder verwendet, die einen Elternteil fälschlicherweise ablehnen würden, bewusst oder unbewusst durch den anderen Elternteil verursacht. Die Theorie wird hauptsächlich in Fällen angewandt, in denen es um Vorwürfe häuslicher Gewalt geht, und insbesondere gegen Mütter.

Keine wissenschaftliche Unterstützung

Doughty et al. weisen darauf hin, dass es viele Artikel über die Eltern-Kind-Entfremdung gibt, dass es aber einen Mangel an empirischen Beweisen für die Theorie gibt. Es wird viel über die Theorie geschrieben und diskutiert, wobei auffällig ist, dass der Begriff schlecht definiert ist. Wenn Daten erhoben wurden, handelt es sich dabei oft um nicht repräsentative Stichproben, es wird oft retrospektive Forschung (Rückblick) betrieben, das Forschungsdesign erlaubt keine Aussagen über die Ursachen-Wirkungen und/oder es werden Instrumente eingesetzt, die nicht glaubwürdig und nicht validiert sind, um die Eltern-Kind-Entfremdung zu bestimmen. Darüber hinaus geben die Untersuchungen, die an Kindern durchgeführt wurden, die einen Elternteil abgelehnt haben, keine Hinweise darauf, dass eine Eltern-Kind-Entfremdung stattfindet. Die Literatur zeigte, dass Kinder, die einen Elternteil ablehnten, dies meist nur vorübergehend taten. Junge Erwachsene, die ihren Vater als Kind abgelehnt hatten, erinnerten sich nicht daran, dass sie dies (nur) unter dem Druck ihrer Mutter getan hätten, sondern nannten ihre eigenen Gründe, wie mangelndes Interesse des Vaters und die Ablehnung durch einen neuen Partner.
Es scheint, dass Kinder nach einer Scheidung unter Konflikten und elterlichem Verhalten leiden können, aber kein unzutreffendes Bild ihrer Eltern entwickeln, geschweige denn fälschlicherweise behaupten, sie seien misshandelt oder missbraucht worden. Die verschiedenen Artikel beziehen sich auf Literatur, die zeigt, dass falsche Anschuldigungen von häuslicher Gewalt überhaupt selten sind und dass es daher sehr unwahrscheinlich ist, dass Eltern ihre Kinder darin coachen würden, sich an Missbrauch zu erinnern oder falsche Anschuldigungen zu erheben. Casas Vila erwähnt, dass das spanische Justizministerium eine Untersuchung über falsche Anschuldigungen von geschlechtsspezifischer Gewalt durchführen ließ, aus der 2016 hervorging, dass nur 0,0075 % der Anschuldigungen falsche Anschuldigungen waren. Daraus lässt sich schließen, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung gibt. Aus den Studien zu den verwandten Bereichen der Ablehnung und häuslicher Gewalt kann man schließen, dass es selten sein wird, wenn es bereits zu elterlicher Ablehnung kommt.

Wie die Theorie in den verschiedenen Ländern angewendet wird

In den verschiedenen Ländern wurde die Theorie dennoch in ähnlicher Weise von den Väterrechtsbewegungen gefördert. Der soziale, kulturelle und politische Kontext hat jedoch die Art und Weise und das Ausmaß beeinflusst, in der die Theorie in verschiedenen Umfeldern (z.B. bei Familienrichtern, im Jugendschutz sowie bei Politikern und der Regierung) Akzeptanz gefunden hat.

Rathus beschreibt, wie in Australien der Schutz der Kinder vor häuslicher Gewalt und das Streben nach Kontakt zwischen dem Kind und beiden Elternteilen nach der Scheidung als zwei getrennte Säulen im System der Familienjustiz funktionieren. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gab es Vaterrechtsbewegungen, die sich für die Rechte von Vätern und gleiche Elternschaft nach der Scheidung einsetzten. Gleichzeitig wurde man sich der schädlichen Auswirkungen häuslicher Gewalt auf Kinder und der Bedeutung des Schutzes vor häuslicher Gewalt bewusst. Die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung bringt diese Säulen in Konflikt miteinander, weil Opfern von häuslicher Gewalt nicht geglaubt wird, wenn man ihnen Eltern-Kind-Entfremdung vorwirft. Diese Theorie wurde von den Väterrechtsbewegungen genutzt, um die Diskussion von der häuslichen Gewalt wegzuführen, den Schwerpunkt auf den Kontakt mit den Vätern zu verlagern und die Väter als Opfer rachsüchtiger Mütter darzustellen, wobei die Väter mit mehr Rechten im System der Familienjustiz geschützt werden sollten.

Barnett beschreibt, wie die Forschung in Großbritannien um die Jahrhundertwende auch deutlich gemacht hat, dass der Kontakt zwischen Kindern und gewalttätigen Eltern sehr schädlich sein kann und dass häusliche Gewalt als schwerwiegendes Versagen bei der Erziehung angesehen werden sollte. Infolgedessen wurde häusliche Gewalt als ein gewichtiger Faktor bei Entscheidungen über Sorgerecht und Umgangsrecht anerkannt. Etwa zur gleichen Zeit wurde die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung in das Familienrecht eingeführt, und diese Theorie wurde nach und nach im Familienrecht und vor allem im Jugendschutz immer häufiger verwendet und akzeptiert. Im Laufe der Jahre schien es ein Wiederaufleben der Kampagnen für die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung von Vaterrechtsbewegungen als Reaktion auf die Besorgnis über häusliche Gewalt im Familienrecht zu geben.

Doughty, et al. beschreiben für England und Wales, dass Aktionsgruppen und Medien den Fachleuten die Schuld dafür geben, dass sie der Eltern-Kind-Entfremdung nicht genügend Aufmerksamkeit schenken und es in diesem Bereich nicht genügend Experten gäbe. Sie richten sich vor allem an die Jugendschutzbehörden, die die davon betroffenen Interessen der Kinder im Familienrecht zu verteidigen haben. Es gibt eine Gegenbewegung dazu. Im Frühjahr 2019 wurde eine Kampagne zum Schutz von Kindern vor dem erzwungenen Kontakt mit gewalttätigen Vätern durchgeführt, nachdem festgestellt worden war, dass Kinder durch Gerichtsurteile in sehr gefährliche Situationen gebracht wurden, die seit 2014 zur Ermordung von mindestens vier Kindern geführt hatten.

Lapierre, et al. erklären, dass die Theorie in Quebec/Kanada populär und akzeptiert wurde, als zwei einflussreiche kanadische Forscher in Zusammenarbeit mit dem Jugendschutz Interventionen und ein Toolkit zur Diagnose und Bekämpfung der Eltern-Kind-Entfremdung veröffentlichten. Darüber hinaus bestätigen Berichte in den Medien das Bild von Scheidungen, die höchst konfliktträchtig seien, mit Beschreibungen der Eltern-Kind- Entfremdung und Hinweisen auf diese Forscher. Die Forschung von Sheehy und Boyd zeigt, dass in Kanada, wie in den anderen Ländern, die Idee im Vordergrund steht, dass es immer Kontakt zu beiden Elternteilen geben sollte, wobei die Mütter für eine gute Beziehung zwischen den Kindern und den Vätern verantwortlich gemacht werden, auch wenn die Väter häusliche Gewalt begangen haben.

Casas Vila weist darauf hin, dass in Spanien mehrere Fachleute (psychosoziale Teams) bei Streitigkeiten über Sorge und Umgang eingreifen und den Richter informieren können. Diese Fachkräfte gehen davon aus, dass das Kind mit beiden Elternteilen zu tun hat und sie brauchen nicht in häuslicher Gewalt geschult worden zu sein. Viele von ihnen verwenden die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung und haben diese Theorie in das spanische Familienrecht eingeführt. Sowohl für Fachleute als auch für die Vaterrechtsbewegung scheint die Theorie eine Lösung für den Wunsch zu bieten, die Existenz häuslicher Gewalt durch Väter nicht anzuerkennen. Im Jahr 2003 wurde jedoch ein Mädchen von ihrem Vater beim unbegleiteten Umgang mit ihr ermordet, wogegen sich die Mutter wiederholt gewehrt hatte. Im Jahr 2014 wurde Spanien durch den Ausschuss der Vereinten Nationen für die Beseitigung der Diskriminierung von Frauen (CEDAW) verurteilt. Im Jahr 2016 wurde Spanien vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt. In diesem Fall wurden zwei Mädchen 2007 gezwungen, sich mit ihrem Vater auseinanderzusetzen, als sie sich wegen seines gewalttätigen Verhaltens weigerten, dies zu tun.

Auf der Ebene der spanischen Regierung wird der geschlechtsspezifischen Gewalt und der Tatsache Aufmerksamkeit geschenkt, dass die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung falsch ist und mit schädlichen Auswirkungen angewendet wird. In Spanien gibt es seit 2004 ein Gesetz über integrierte Schutzmaßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Seit 2015 werden Kinder von gewalttätigen Vätern als direkte Opfer und nicht nur als Zeugen von Gewalt anerkannt. In Spanien ist ein Paradoxon entstanden, bei dem die Regierung und verschiedene Organisationen die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung ablehnen, aber die Fachleute des Familienrechts diese Theorie weiterhin anwenden. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Regierung wenig Kontrolle über die Arbeitsweise und die Ausbildungsanforderungen von psychosozialen Teams hat, zu denen beispielsweise Psychologen, Sozialarbeiter und Elternkoordinatoren gehören können, die nicht in häuslicher Gewalt geschult sein müssen und oft nicht das Vorhandensein häuslicher Gewalt untersuchen.

Im Gegensatz zu Spanien hat Italien im Jahr 2018 erwogen, die Möglichkeit ins Gesetz aufzunehmen, dass Richter in Fällen von elterlicher Ablehnung dringende Maßnahmen ergreifen können, wie z.B. die Rücknahme des Hauptwohnsitzes des Kindes. Feresin beschreibt, dass ausdrücklich festgestellt wurde, dass es sich in der Regel um die Ablehnung der Väter handelt und dass diese anhand von Anzeichen elterlicher Ablehnung beim Kind ohne klares Verhalten eines Elternteils festgestellt werden kann. Dieser Gesetzentwurf war Teil eines Gesetzes (Legge Pillon ddl), das auch die Schlichtung und die Miterziehung nach der Scheidung (Wechselmodell) zur Pflicht machen sollte. Als Antwort auf den Gesetzentwurf erhielt die italienische Regierung ein Schreiben von Vertretern der Vereinten Nationen, in dem erklärt wurde, dass dieser Vorschlag einen ernsthaften Rückschritt darstellen würde, der zur Ungleichheit zwischen Männern und Frauen beitragen würde und keinen Schutz für Frauen und Kinder bieten würde, die Opfer von Gewalt durch Väter sind. Der Vorschlag verstößt auch gegen das Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (=Istanbul-Konvention), das von Italien ratifiziert wurde. Italien beschloss, dass der Gesetzesentwurf bewertet werden sollte.

Meier beschreibt, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse in den USA trotz Informations- und Schulungsmaterialien für Fachleute nicht zu einer reduzierten Anwendung der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung in Fällen von Vorwürfen häuslicher Gewalt geführt haben. Darüber hinaus haben die Befürworter der Theorie begonnen, den geschlechtsspezifischen Hintergrund der Theorie zu verschleiern und behaupten, dass Väter und Mütter gleichermaßen häufig Vorwürfe der häuslichen Gewalt erheben.

Mackenzie et al. erklären, dass die Theorie in Neuseeland immer noch im Familienrecht verwendet wird, obwohl mehrere Wissenschaftler darauf hingewiesen haben, dass die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung keine empirische Unterstützung hat. In Neuseeland wird der Slogan „it’s not OK“ [es ist nicht OK] gegen häusliche Gewalt verwendet, aber es scheint ein Gesellschaftssystem zu geben, in dem Frauen als unzuverlässig angesehen werden und Gewalt gegen Frauen verharmlost oder geleugnet wird. Die erste Studie des Backbone Kollektivs zeigte, dass Mütter die Erfahrung machten, dass ihre Kinder und sie selbst aufgrund des Familienrechts weniger sicher waren. In Neuseeland arbeitet man mit einem Anwalt für das Kind und möglicherweise mit einem Psychologen oder Sozialarbeiter zusammen. Mackenzie et al. entdeckten, dass Mütter von allen drei Arten von Fachleuten und am häufigsten von Psychologen der Eltern-Kind-Entfremdung beschuldigt wurden, trotz der starken Kritik an der Theorie durch die Neuseeländische Psychologische Gesellschaft und die Amerikanische Psychologische Gesellschaft.

Elizabeth erklärt, dass in Neuseeland nach einer Scheidung die Norm ist, dass Väter ihre Kinder zu gleichen Teilen (50/50-Wechselmodell) oder zu einem beträchtlichen Teil der Zeit bei sich haben, und dass es als moralisch richtig angesehen wird, dass Väter dies anstreben. In diesem Zusammenhang ist es zur Norm geworden, dass die Mütter die Verantwortung haben, den Kontakt zwischen Kindern und Vätern zu erleichtern. Mütter müssen den Zeitplan der Väter berücksichtigen, die Ferien planen, sich um die Dinge der Kinder kümmern (z.B. eine Tasche mit Spielzeug und Kleidung für den Vater vorbereiten) und sogar ihre eigene Sicherheit riskieren. Darüber hinaus gibt es auch geschlechtsspezifische sozio-moralische Normen zu Emotionen im Zusammenhang mit einer Scheidung. Wut ist männlich und Angst und Trauer sind weiblich. Das bedeutet, dass Männer nach einer Scheidung eher Ärger ausdrücken und für ihre Rechte über die Kinder kämpfen, während Frauen eher Angst und Trauer über den Verlust (von Zeit mit) ihren Kindern ausdrücken und dass dies gesellschaftlich akzeptiert wird. Ein davon abweichendes Verhalten von Müttern wird schnell als egoistisch und unfreundlich und als Eltern-Kind-Entfremdung angesehen.

Die geschlechtsspezifische Voreingenommenheit (Gender Bias) trägt zur Akzeptanz der Entfremdungs-Theorie bei

Aus allen Artikeln wird deutlich, dass die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung von Fachleuten angewandt wird, die im Familienrechtssystem arbeiten, darunter Jugendschützer und andere Fachleute, die die Gerichte beraten müssen, und oft auch von Familienrichtern. Dies geschieht auch in Ländern, in denen die Regierung (Casa Vila; Feresin) oder offizielle Stellen (Meier; Mackenzie, et al.) eine klare Position gegen die Anwendung der Theorie bezogen haben. Die Wissenschaft dringt also nicht leicht in die Praxis ein. Dies scheint teilweise darauf zurückzuführen zu sein, dass die Theorie mit den Vorurteilen und Idealen der Geschlechter übereinstimmt (Elizabeth; Feresin; Sheehy & Boyd). Die Befürworter der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung haben ein stereotypes Bild von unerbittlich feindseligen Müttern geschaffen, die durch Egoismus und Unvernunft ihren Kindern schaden, indem sie sich hartnäckig weigern, den Kontakt zum Vater zu erlauben (Barnett). Die Medienberichterstattung trägt zur Unterstützung dieses stereotypen Bildes bei, ebenso wie die große Menge an Literatur, die über Eltern-Kind-Entfremdung veröffentlicht wurde, auch wenn sie, wie diskutiert, keine empirische Evidenz für die Theorie liefert (Doughty, et al.; Lapierre, et al.).

Einerseits scheinen sie in den verschiedenen Ländern liberal zu sein, indem sie eine gleichmäßige Verteilung der Kinderbetreuung für Väter und Mütter anstreben, was teilweise durch den Kampf der Vaterrechtsbewegungen erreicht wurde (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). Auf der anderen Seite bleiben die Mütter verantwortlich, was sie zu denjenigen macht, die dafür sorgen müssen, dass der Kontakt zwischen Vätern und Kindern gut ist (Elizabeth; Mackenzie, et al.; Rathus). Wenn Kinder einen Vater ablehnen, ist es vor allem die Mutter, die etwas dagegen tun muss, und nicht die Rolle des Vaters selbst (Meier; Mackenzie, et al.). Von den Vätern wird akzeptiert, dass sie wütend sind, wenn dies scheitert, und dass sie für ihre Rechte kämpfen (Elisabeth; Rathus). Wenn Mütter wütend werden, wird dies als Eltern-Kind-Entfremdung angesehen (Barnett; Elizabeth; Lapierre, et al.; Rathus). Die von Frauen gesellschaftlich akzeptierten Emotionen wie Traurigkeit und Angst entsprechen jedoch auch dem Bild von Müttern, die sich nicht trauen, ihre Kinder den Vätern anzuvertrauen und zu leicht denken würden, dass ihre Kinder unsicher sind (Sheehy, & Boyd).

Die unrechtmäßige Annahme, dass es immer Umgang geben muss

Zusätzlich zu diesen geschlechtsspezifischen Vorurteilen haben viele Fachleute die falsche Annahme geschaffen, dass der Kontakt mit beiden Elternteilen immer im besten Interesse des Kindes sei, eine These, die von den Vaterrechtsbewegungen und anderen Befürwortern der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung stark gefördert wird (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). In Feresins Forschung wurde den Müttern beispielsweise von den Fachleuten gesagt, dass sie im Umgang mit ihren Kindern mit den Vätern zusammenarbeiten müssten, auch wenn sie Gewalt, einschließlich Kindesmisshandlung und sogar sexuellen Missbrauch des Kindes, begangen hätten. Die Fachleute bestätigten dieses Bild. Sie argumentierten, dass der Kontakt mit den Vätern immer im besten Interesse des Kindes sei und dass ein Kontaktverlust der Persönlichkeitsentwicklung schaden würde. Fast alle Mütter, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, mussten das Sorgerecht für die Kinder mit den gewalttätigen Vätern teilen. In dem Artikel von Lapierre, et al. wird ein Beispiel diskutiert, in dem ein Jugendschützer der Meinung war, dass häusliche Gewalt des Vaters die Ursache für die Eltern-Kind-Entfremdung durch die Mutter sei, da die Mutter das Kind dadurch psychisch misshandelt habe. Mit anderen Worten, einige Fachkräfte lassen die Einsicht vermissen, dass häusliche Gewalt ein legitimer Grund für Kinder ist, einen Elternteil abzulehnen und den sicheren Elternteil zu bevorzugen.

In allen Artikeln wird darauf hingewiesen, dass häusliche Gewalt dem Kind schadet und dass ein Versäumnis, Kinder davor zu schützen, schwerwiegende Folgen hat, denn jedes Jahr sterben viele Kinder, weil sie im Umgang mit ihrem Vater ermordet werden (Barnett; Casas Vila; Doughty et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). Je nach Situation kann es notwendig sein, den Kontakt zwischen einem Kind und einem gewalttätigen Elternteil vollständig zu unterbinden oder begrenzte Kontakte, wie z.B. minimale und/oder geführte Kontakte, aufzuzeichnen. Sowohl die Vereinten Nationen als auch der Europarat argumentieren daher, dass häusliche Gewalt ein wichtiger Faktor bei Entscheidungen über das Sorgerecht und den Zugang sein sollte und dass das Wohl und die Sicherheit des Kindes Vorrang vor den Elternrechten haben sollte (Feresin). In vielen Ländern kann man sehen, dass die Regierung zwar anerkennt, dass Kinder vor häuslicher Gewalt geschützt werden sollten, dies aber nur unzureichend (explizit) mit familienrechtlichen Sorgerechts- und Umgangsentscheidungen verknüpft (siehe z.B. Doughty, et al. und Rathus). Es wird auch festgestellt, dass Fachkräfte, die mit geschiedenen Familien arbeiten, bisher nicht in häuslicher Gewalt geschult werden müssten (siehe z.B. Casas Vila). Durch die Existenz der Annahme, dass es immer einen Kontakt geben sollte kommt es vor, dass auch bei nachgewiesener häuslicher Gewalt dem anderen Elternteil (meist der Mutter) Eltern-Kind-Entfremdung vorgeworfen werden kann (Mackenzie, et al.; Meier; Feresin; Sheehy & Boyd).

Die Verflechtung von Klagen, Anschuldigungen wegen häuslicher Gewalt und Eltern-Kind-Entfremdung führt zu einem verzerrten Bild

Aus den Artikeln wird deutlich, dass Fragen der Sorge und des Umgangs oft mit häuslicher Gewalt verflochten sind. Untersuchungen des spanischen Gesundheitsministeriums ergaben, dass gut 67% der Frauen aufgrund von häuslicher Gewalt geschieden sind (Casas Vila). Sheehy und Boyd skizzierten ein geschlechtsspezifisches Bild der zwischenmenschlichen Partnergewalt. Sie erklären, dass die meisten Frauen Opfer davon sind und auch Kinder davon betroffen sind. Sheehy und Boyd erklären weiter, dass das Verlassen eines gewalttätigen Partners ein riskanter Schritt ist, da die Gewalt des Ex-Partners zunehmen kann und der Ex-Partner die (psychische) Gewalt durch den Kontakt mit den Kindern fortsetzen und um das Sorgerecht und den Kontakt kämpfen kann. Mit anderen Worten: Es ist statistisch gesehen logisch, dass häusliche Gewalt in familienrechtlichen Fällen, die das Sorgerecht und den Umgang betreffen, überrepräsentiert ist und dass insbesondere Mütter die Väter dafür beschuldigen. Die geschlechtsneutrale Perspektive, mit der man Scheidungsfälle oft betrachtet, kann dieser Einsicht im Wege stehen (Sheehy, & Boyd).

Obwohl die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung auch ohne den Vorwurf der häuslichen Gewalt angewendet werden kann, wird die Theorie hauptsächlich in Fällen häuslicher Gewalt angewendet (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). Dies ist auch der Ursprung der Theorie, die einst verwendet wurde, um Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch ihre Väter zu widerlegen (Meier; Sheehy & Lapierre). Als Reaktion auf Vorwürfe häuslicher Gewalt kommt es häufig vor, dass Väter, aber auch beteiligte Fachleute, Mütter der Eltern-Kind-Entfremdung beschuldigen (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). Die Beweislast für häusliche Gewalt ist hoch, aber um die Eltern-Kind-Entfremdung zu akzeptieren, basiert sie oft auf Aussagen von „Experten“ (Barnett; Rathus). Das Problem ist, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung gibt und daher keine zuverlässige und gültige Methode zur Bestimmung der Eltern-Kind-Entfremdung (Rathus). Die Befürworter der Theorie behaupten jedoch oft, die Eltern-Kind-Entfremdung diagnostizieren zu können, und werden manchmal aufgrund ihrer Titel oder des Status der Quellen, auf die sie sich beziehen, ernst genommen, ohne dass dies ausreicht, um die Existenz einer Eltern-Kind-Entfremdung anzunehmen (Feresin; Lapierre et al.). Ein Beispiel dafür ist, dass sie manchmal auf das ’Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders‘ (Diagnostische und Statistische Handbuch für psychische Störungen; ein international verwendetes Handbuch, das psychische Störungen beschreibt) verweisen, während die Eltern-Kind-Entfremdung darin nicht beschrieben wird (Feresin). Wenn eine Mutter Opfer von häuslicher Gewalt ist und/oder befürchtet, dass ihr Kind Opfer häuslicher Gewalt durch den Vater ist oder werden wird, kann alles, was sie dazu sagt und alles, was sie zum Schutz ihres Kindes tut, als Beweis für Eltern-Kind-Entfremdung interpretiert werden (Barnett). In einigen Fällen wird sogar der Vorwurf der häuslichen Gewalt an sich schon als Beweis für die Ablehnung durch Eltern angesehen (Barnett).

Manchmal ist man sich der Tatsache bewusst, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die Theorie gibt und dass ihre Anwendung kritisiert wird, so dass z.B. einige Richter die Theorie nicht akzeptieren (Barnett). Viele Fachleute halten jedoch an ihren Ideen fest und verwenden die Theorie weiterhin, verschleiern sie aber. Zunächst sprach man von einem „Syndrom“ der elterlichen Störung, und ein Großteil der Kritik konzentrierte sich darauf, dass die Beschreibung nicht den Kriterien eines Syndroms entsprach. Als Reaktion darauf haben die meisten angefangen, nur noch von „elterlicher Ablehnung“ zu sprechen (Casas Vila; Feresin; Meier). Natürlich erwähnten Kritiker dann die Tatsache, dass durch eine Änderung des Begriffs nichts gelöst sei (Casas Vila; Feresin; Meier). Fachleute haben dann begonnen, viele andere Begriffe zu verwenden und damit den Gebrauch der Theorie zu verschleiern. Beispiele dafür sind die Begriffe „wachsam“ und „Torwächter“ (Gatekeeper) für Mütter (Sheehy & Boyd) und das Sprechen über Kinder, die von einem Elternteil „vergiftet“ oder in Beschuldigungen des Missbrauchs „trainiert“ werden (Mackenzie et al.). Es kommt auch vor, dass Fachkräfte nicht nur den Begriff der Eltern-Kind-Entfremdung vermeiden, sondern auch die Verwendung der Theorie leugnen, wenn sie mit ihr konfrontiert werden, obwohl ihre Argumentation vollständig der Theorie folgt (Casas Vila).

Weitere Verwirrung kann durch die veränderte Definition der Eltern-Kind-Entfremdung entstehen. Beispielsweise wird die Eltern-Kind-Entfremdung manchmal als eine Form psychologischer Gewalt beschrieben (Mackenzie et al.). Der Begriff wird inzwischen viel weiter gefasst für das gesamte Verhalten der Eltern bei hochstrittigen Trennungen, das als Strategie zum Ausschluss des anderen Elternteils betrachtet wird, ohne dass das Kind einen Elternteil ablehnt (Sheehy & Lapierre). Die Ablehnung eines Elternteils durch das Kind wird oft auch als Eltern-Kind- Entfremdung bezeichnet, unabhängig davon, warum das Kind den Elternteil ablehnt (Sheehy & Lapierre). Bei aller Verwirrung über die Bedeutung des Begriffs kann es vorkommen, dass Mütter, die Opfer häuslicher Gewalt durch den Ex-Partner werden, diesen Ex-Partner der Eltern-Kind-Entfremdung bezichtigen (Sheehy und Boyd).

Diese Vermischung von Begriffen, Fakten und Vorurteilen und die Rahmung führen zu einem Bild von geschiedenen bzw. getrennten Eltern, die miteinander Krieg führen, und zur Bestätigung der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung in den Medien, die das Bild skizzieren, dass Mütter oft falsche Anschuldigungen von häuslicher Gewalt erheben, um die Väter so weit wie möglich von den Kindern fernzuhalten (Lapierre et al.). In der Realität werden hochstrittige Trennungen oft durch häusliche Gewalt verursacht, und Mütter und Kinder, die auf häusliche Gewalt verweisen, laufen ein größeres Risiko, unsichere Entscheidungen über Sorge und Umgang durch Vorurteile und die Theorie der Eltern- Kind-Entfremdung zu treffen (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd).

Diskriminierung durch die Anwendung der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung

Diskriminierung von Müttern

In allen Artikeln wird diskutiert, dass die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung zu einer Argumentation führt, die Frauen diskriminiert, obwohl einige Verfechter der Theorie behaupten, dass es sich um eine geschlechtsneutrale Theorie handelt (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). In mehreren Artikeln werden Daten diskutiert, die zeigen, dass Familienrichter und Jugendschützer den Begriff und die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung in ihren Begründungen, Maßnahmen und Aussagen in einer Weise verwenden, die Frauen benachteiligt.

Meier zeigte, dass die Theorie in den USA Mütter bei hochstrittigen Trennungen, die den Vorwurf häuslicher Gewalt, einschließlich Kindesmissbrauch und -misshandlung, beinhalten, benachteiligt. Nur wenn es um einseitige Vorwürfe der Eltern-Kind-Entfremdung geht und keine Vorwürfe häuslicher Gewalt vorliegen, werden sich Mütter und Väter mehr oder weniger gleichberechtigt zu ihren Gunsten äußern. Wenn die Mutter den Vater der häuslichen Gewalt beschuldigt und ihr suggeriert wird, dass sie sich in elterlicher Ablehnung befindet, besteht ein großes Risiko, dass die Kinder dem Vater zugewiesen werden. Dies kann sogar dann geschehen, wenn die häusliche Gewalt nachgewiesen ist und gleichzeitig angenommen wird, dass die Mutter versucht, das Kind des Täters zu verleugnen. Müttern wird in weniger als der Hälfte der Fälle geglaubt, wenn sie den Vater der häuslichen Gewalt beschuldigen, und die Chancen sind doppelt so gering, wenn sie der Eltern-Kind-Entfremdung beschuldigt werden. Die Chance, dass der Mutter dennoch geglaubt wird, ist besonders gering, wenn es um den Vorwurf der Kindesmisshandlung durch den Vater geht, und sogar fast null (1 von 51 Fällen), wenn es um sexuellen Missbrauch geht.

Sheehy und Boyd entdeckten, dass kanadische Richter Mütter in ihrer Argumentation über Eltern-Kind- Entfremdung diskriminieren und fanden wenig Einsicht in die häusliche Gewalt und ihre Auswirkungen auf Frauen und Kinder. Die Richter waren relativ eher geneigt, Anschuldigungen der Eltern-Kind-Entfremdung gegen Männer anzuerkennen als umgekehrt, aber es gab viel mehr Anschuldigungen der Eltern-Kind-Entfremdung gegen Frauen. Die Folgen der Eltern-Kind-Entfremdung waren für die Mütter negativer (wie die Übertragung der alleinigen elterlichen Sorge auf den Vater oder der Wechsel des Hauptwohnsitzes und der Wechsel des alleinigen Sorgerechts der Mutter zur Miterziehung) als bei den Vätern. Wie in der Meier-Studie zeigte sich, dass es insbesondere in Gegenwart von (Vorwürfen von) häuslicher Gewalt Aussagen zum Nachteil der Mütter gab. Sheehy und Boyd veranschaulichen mit Zitaten, wie Richter Müttern nicht glauben oder argumentieren, dass sie Gewalt übertrieben oder falsch interpretieren (z.B. ein Richter, der argumentiert, dass es nicht die Absicht des Vaters war, die Mutter die Treppe hinunterzustoßen). Die Richter können auch dazu neigen, Gewalt herunterzuspielen, sie als Teil gemeinsamer Konflikte mit geteilter Schuld abzutun (z.B. indem sie feststellen, dass die zerbrechliche emotionale Gesundheit der Mutter eine Rolle in der Dynamik spielt, während der Vater sie u.a. erwürgt und in die Rippen getreten hatte und sie aufgrund seiner Gewalt ein Trauma entwickelt hatte). Es kam vor, dass Mütter der Eltern-Kind-Entfremdung beschuldigt wurden, obwohl es Beweise dafür gab, dass der Vater häusliche Gewalt begangen hatte, in einigen Fällen wurde sogar ein kausaler Zusammenhang hergestellt (die Mutter würde die Eltern- Kind-Entfremdung wegen früherer Gewalt durch den Vater begehen).

Feresins Untersuchung zeigte, dass die beteiligten Fachleute (wie Jugendschützer) über Mütter, die den Vater nach der Scheidung der häuslichen Gewalt beschuldigen, ähnlich denken wie Richter. Diese Mütter hielten sich oft in Schutzräumen auf und äußerten ernste Bedenken hinsichtlich der Sicherheit ihrer Kinder. Die Fachleute gingen davon aus, dass die Anschuldigungen (der Gewalt von Ex-Partnern, des Kindesmisshandlung und/oder sexueller Missbrauch) aus Rache oder Eifersucht stammten und erfunden seien. Diese Ansichten wurden verstärkt, als die Richter den Müttern nicht glaubten. Die meisten von ihnen sahen in der Eltern-Kind-Entfremdung ein typisches Frauenproblem und nahmen an, dass Mütter ihre Kinder so manipulieren, dass ihre Meinung nur das widerspiegelt, was ihre Mutter ihnen gesagt hat. Die Väter wurden als die Opfer gesehen. Wären sie sich der Kritik an der Theorie bewusst, würden sie sie als Manipulation statt als Eltern-Kind-Entfremdung bezeichnen. Es kam vor, dass sie rieten, den Hauptwohnsitz des Vaters zu bestimmen und ihm das alleinige Sorgerecht zu übertragen, in der Annahme, dass die einzige Lösung darin besteht, das Kind aus dem Umfeld der Eltern-Kind-Entfremdung zu entfernen. Mütter machten die Erfahrung, dass ihre Bedenken nicht ernst genommen wurden und dass sie bestraft wurden, indem man ihnen ihre Kinder wegnahm.

Casas Vilas‘ Forschung hat gezeigt, dass Mütter in eine unmögliche Situation geraten, wenn sie sich nicht an der Kontaktvereinbarung beteiligen wollen, aus Angst, dass gewalttätige Väter dem Kind schaden, doch sie müssen sich an die Besuchsregelungen halten, weil sie sonst für Eltern-Kind-Entfremdung verantwortlich gemacht werden und ihnen die Kinder möglicherweise weggenommen oder dem gewalttätigen Vater anvertraut werden. Casas Vila beschreibt, wie Mütter von Jugendschützern unter Druck gesetzt werden, weil ihnen Eltern-Kind-Entfremdung vorgeworfen wird und sie dadurch Angst haben, ihre Kinder zu verlieren.

Infolgedessen waren sie nicht mehr in der Lage, ehrlich zu ihren Kindern zu sein, und zwangen sogar ihre Kinder zum Kontakt, den sie als gefährlich empfanden, um das noch schlimmere Szenario (den Verlust des Sorgerechts an den gewalttätigen Ex) zu vermeiden. Die Mütter hatten auch die Erfahrung gemacht, dass es nicht hilfreich war, die Fachleute darauf hinzuweisen, dass die Regierung die Anwendung der Theorie missbilligt.

In der Untersuchung von Mackenzie et al. wurde eine große Gruppe von Frauen der Eltern-Kind- Entfremdung beschuldigt, insbesondere wenn sie angaben, dass auch direkte Kindesmisshandlung vorlag. Dies galt vor allem für den sexuellen Missbrauch von Kindern. Mütter wurden seltener der Eltern-Kind-Entfremdung beschuldigt, wenn der Vater wegen Gewalt verurteilt wurde. Dennoch gab es Mütter, denen trotz einstweiliger Verfügungen und Verurteilungen wegen Gewaltanwendung und sogar in bei Verurteilungen wegen Kindesmissbrauchs durch die Väter Eltern-Kind-Entfremdung vorgeworfen wurde. In vielen Fällen, in denen die Mütter der Eltern-Kind- Entfremdung beschuldigt wurden, wurde der Vater nicht als gewalttätig angesehen. In anderen Fällen wurde angenommen, dass der Vater in der Vergangenheit gewalttätig war, nur für die Mutter gefährlich war, oder dass die Gewalt nur mit Konflikten um die Trennung zusammenhing.

Elizabeth beschreibt, wie die Richter Mütter dazu verurteilen, den Kindern gegenüber positiven Emotionen über ihren gewalttätigen Vater auszudrücken. Mütter müssen ihre Angst und ihren Kummer verbergen, um das Sorgerecht für ihre Kinder nicht zu verlieren. Richter und Fachkräfte im Familienrecht mischen sich daher nicht nur in das Besuchsrecht, das Sorgerecht und andere Vereinbarungen und Regeln ein, sondern aufgrund der Theorie der Eltern- Kind-Entfremdung auch in die Gefühle einer Mutter und in die Frage, ob sie ehrlich zu den Kindern sein darf. Es wird als Verantwortung der Mutter angesehen, dafür zu sorgen, dass die Kinder kooperieren und positiv über ihren Vater denken, wobei die eigenen Erfahrungen der Kinder und das Verhalten des Vaters nicht ausreichend berücksichtigt werden. Der Artikel gibt ein Beispiel einer Mutter, die dies erlebt hat. Ihr Kind hatte jedoch so viel Widerstand, dass es auf die Straße rannte, um nicht in das Auto seines Vaters einsteigen zu müssen. Viele ältere Kinder informieren ihre Mutter über ihr Telefon, wenn sie wegen des Verhaltens ihres gewalttätigen Vaters Unterstützung beim Umgang benötigen. Nach dem Umgang mit ihren gewalttätigen Vätern haben Kinder auch Emotionen und Stress, für die sie Unterstützung suchen. Es wird den Müttern unmöglich gemacht, ihren Kindern diese emotionale Unterstützung und diesen Trost zu geben, ohne Gefahr zu laufen, ihr Sorgerecht und den Kontakt zu ihren Kindern zu verlieren.

Diskriminierung von Kindern

Durch die Anwendung der Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung werden die Meinungen der Kinder nicht mehr ernst genommen und das, was sie erlebt haben und was sie wollen, wird nicht mehr gehört (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). MackKenzie und andere stellten beispielsweise fest, dass Kinder gezwungen waren, mit gewalttätigen Vätern umzugehen oder mit ihnen zu leben, obwohl sie angaben, dass sie dies nicht wollten. Elizabeths Forschung zeigt auch, dass Kinder durch die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung nicht ernst genommen werden. Ein Beispiel dafür ist eine Teenagerin, die ihrem Anwalt sagte, dass sie weniger Zeit mit ihrem Vater verbringen wolle, weil dieser stundenlang unter Wutanfällen litt. Ihr Anwalt glaubte ihr nicht und sagte dem Richter, dass der Widerstand des Mädchens aus der unbewussten Eltern- Kind-Entfremdung durch die Mutter resultierte.

Zudem werden die Interessen der Kinder unter die der Eltern gestellt: Die verschiedenen Artikel zeigen, dass es vorkommt, dass das Recht der Väter auf Kontakt dem Recht der Kinder auf Sicherheit vorgezogen wird (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). Wenn Mütter der Eltern-Kind-Entfremdung beschuldigt wurden, empfahlen die Fachleute in der Mehrheit der Fälle in der Studie von Mackenzie et al. den unbegleiteten Kontakt mit dem Vater, wobei sie argumentierten, dass die Beziehung zum gewalttätigen Vater für das Wohl des Kindes wichtig sei, und argumentierten, dass das Recht des Vaters auf Kontakt wichtiger sei als das, was das Kind wolle.

Es kann auch vorkommen, dass man zur Bestrafung der Mutter für das, was man als Eltern-Kind-Entfremdung ansieht, beschließt, Maßnahmen zu ergreifen, die dem Kind schaden, wie z.B. den Hauptwohnsitz zum Vater zu verlegen, wodurch es den Kontakt zur Mutter ganz oder weitgehend verliert (Barnett; Casas Vila; Doughty, et al.; Elizabeth; Feresin; Lapierre, et al.; Mackenzie, et al.; Meier; Rathus; Sheehy & Boyd). Der Artikel von Feresin nennt ein Beispiel für junge Mädchen, die ihre Mutter vier Jahre lang nicht sehen durften, nachdem ihre Mutter nicht mit dem Vater kooperiert hatte, weil sie nach dem Umgang mit dem Vater Prellungen und unangemessenes Sexualverhalten festgestellt hatte.

Dies sind Formen der Diskriminierung von Kindern. Darüber hinaus kann dies der Entwicklung und Sicherheit von Kindern ernsthaft schaden. Elisabeth beschreibt, wie die Richter den Müttern verbieten, die emotionale Unterstützung zu geben, die ihre Kinder von ihnen verlangen. Lapierre et al. beschreiben, dass Kinder durch die Umplatzierung zu einem gewalttätigen Elternteil traumatisiert werden können. Einige Kinder werden depressiv und selbstmordgefährdet (Barnett). Die Theorie der Eltern-Kind-Entfremdung führt zu einer unangemessenen Bewertung der Interessen von Kindern. Ernsthafte Einwände und Signale gegen den (unbegleiteten) Kontakt werden als Eltern- Kind-Entfremdung abgetan und/oder die Verhinderung elterlicher Ablehnung und das Streben nach Kontakt wird stärker gewichtet. Es kommt vor, dass Väter die Kontaktanordnung nutzen, um ihre Kinder zu töten (Casas Vila). Eine Organisation gegen häusliche Gewalt in England registrierte zwischen 2005 und 2015, dass neunzehn Kinder von ihrem Vater beim Umgang ermordet wurden (Barnett). In Spanien wurden im gleichen Zeitraum 44 Kinder von ihrem Vater ermordet, 26 davon während eines Momentes des Kontaktes (Fälle Vila). Meier erwähnt auch, dass viele amerikanische Kinder, die von einem geschiedenen Elternteil getötet wurden, trotz einer entsprechenden Aufforderung nicht durch das Familienrecht geschützt waren.

Literaturliste

Barnett, A. (2020). A genealogy of hostility: parental alienation in England and Wales. [Eine Genealogie der Feindseligkeit: elterliche Entfremdung in England und Wales]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42 (1), 18-29. https://doi.org/10.1080/09649069.2019.1701921

Casas Vila, G. (2020). Parental Alienation Syndrome in Spain: opposed by the Government but accepted in the Courts. [Elterliches Entfremdungssyndrom in Spanien: von der Regierung abgelehnt, aber von den Gerichten akzeptiert]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42 (1), 45-55. https://doi.org/10.1080/09649069.2019.1701923

CSMS, Werkgroep complexe scheidingen – multidisciplinaire samenwerking. (2019). Het houdt niet op, totdat je de slachtoffers beschermt. Complexe scheidingen en vermoedens/beschuldigingen van huiselijk geweld. [Arbeitsgruppe für komplexe Scheidungen – multidisziplinäre Zusammenarbeit. (2019). Es wird nicht aufhören, bis Sie die Opfer schützen. Komplexe Scheidungen und Verdächtigungen/Anklagen wegen häuslicher Gewalt]. https://tinyurl.com/hethoudtnietop

Doughty, J., Maxwell, N., & Slater, T. (2020). Professional responses to ‘parental alienation’: research-informed practice. [Professionelle Antworten auf „elterliche Entfremdung“: forschungsorientierte Praxis]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42 (1), 68-79.
https://doi.org/10.1080/09649069.2020.1701938

Elizabeth, V. (2020). The affective burden of separated mothers in PA(S) inflected custody law systems: A New Zealand case study. [Die affektive Last getrennter Mütter in PA(S)-gebeugten Sorgerechtssystemen: Eine neuseeländische Fallstudie]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42 (1), 118-129. https://doi.org/10.1080/09649069.2020.1701943

Feresin, M. (2020). Parental alienation (syndrome) in child custody cases: survivors’ experiences and the logic of psychosocial and legal services in Italy. [Elterliche Entfremdung (Syndrom) in Sorgerechtsfällen: Erfahrungen der Überlebenden und die Logik der psychosozialen und juristischen Dienste in Italien]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42(1), 56-67.
https://doi.org/10.1080/09649069.2019.1701924

Lapierre, S., Ladouceur, P., Frenette, M., & Côté, I. (2020). The legitimization and institutionalization of ‘parental alienation’ in the Province of Quebec. [Die Legitimierung und Institutionalisierung der „elterlichen Entfremdung“ in der Provinz Quebec]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42(1), 30-44. https://doi.org/10.1080/09649069.2019.1701922

Mackenzie, D., Herbert, R., & Robertson, N. (2020). ‘It’s Not OK’, but ‘It’ never happened: parental alienation accusations undermine children’s safety in the New Zealand Family Court. [„Es ist nicht OK“, aber „Es“ ist nie passiert: Vorwürfe der elterlichen Entfremdung untergraben die Sicherheit der Kinder vor dem neuseeländischen Familiengericht]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42(1), 106-117. https://doi.org/10.1080/09649069.2020.1701942

Meier, J. S. (2020). U.S. child custody outcomes in cases involving parental alienation and abuse allegations: what do the data show? [Die Ergebnisse des US-Sorgerechts für Kinder in Fällen elterlicher Entfremdung und Missbrauchsvorwürfen: Was zeigen die Daten?]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42(1), 92-105. https://doi.org/10.1080/09649069.2020.1701941

Rathus, Z. (2020). A history of the use of the concept of parental alienation in the Australian family law system: contradictions, collisions and their consequences. [Eine Geschichte der Verwendung des Konzepts der elterlichen Entfremdung im australischen Familienrechtssystem: Widersprüche, Kollisionen und ihre Folgen]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42(1), 5-17. https://doi.org/10.1080/09649069.2019.1701920

Sheehy, E., & Boyd, S. B. (2020). Penalizing women’s fear: intimate partner violence and parental alienation in Canadian child custody cases. [Bestrafung der Angst von Frauen: Gewalt durch den Intimpartner und elterliche Entfremdung in kanadischen Sorgerechtsfällen]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42(1), 80-91. https://doi.org/10.1080/09649069.2020.1701940

Sheehy, E., & Lapierre, S. (2020). Introduction to the special issue. [Einführung in das Sonderheft]. Journal of Social Welfare and Family Law, 42(1), 1-4. http://doi.org/10.1080/09649069.2020.1702409

photo credit: Omar Lopez / unsplash

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