Warum das Wechselmodell alles nur noch schlimmer macht

Das Wechselmodell steht – auch durch den Antrag der FDP im Bundestag – derzeit auf der politischen Agenda. Diese Forderung entspringt der sog. Vaterrechtsbewegung, die sich seit den achtziger Jahren zunehmend öffentlich Gehör verschaffte. Seither fordert sie immer mehr Rechte am Kind nach einer Trennung – zu Lasten der Mütter und Kinder. Sie fanden bei Politik und Institutionen zunehmend Zuhörer in deren Annahme, es ginge dabei um das Kindeswohl.

Das Recht des Vaters am Kind

Die Entwicklung jedoch zeigt, dass es sehr oft um hochkonflikthafte Beziehungen geht, vor deren Auswirkungen Mütter ihre Kinder schützen wollen. Durch die stetige, sukzessive Erweiterung der Vaterrechte in den letzten 20 Jahren wurde dieser Schutz zunehmend erschwert bis unmöglich gemacht. Die Konflikte verschärften sich, die Belastungen für die Mütter und ihre Kinder in diesen Fällen stiegen ständig. Selbst Zeugnisse von KinderärztInnen und KinderpsychiaterInnen über teils traumatische Auswirkungen der fortgesetzten Elternkonflikte auf die Kinder fanden kein Gehör mehr. Nicht das Recht des Kindes, sondern das „Recht des Vaters auf sein Kind“ hat seit 1998 mit der gesetzlich verankerten gemeinsamen elterlichen Sorge als Regelfall für Gerichte, Jugendämter und sonstige Fachinvolvierte oberste Priorität.

Die Folgen des Wechselmodells

Inzwischen fordert die Vaterrechtsbewegung sogar die 50/50-Betreuung der Kinder ohne jede Altersbegrenzung als Regelfall für alle und hat in der FDP dafür einen parlamentarischen Arm gefunden. Damit würden jedoch die Elternkonflikte zementiert, die Kinder als Konfliktpuffer missbraucht und die Väter von jedem Anspruch auf Konfliktlösungskompetenz sowie finanzielle Unterstützung für den Bedarf der Kinder sowie die Leistungen der Mütter befreit: Schon heute zahlen nur ein Viertel der Väter nach der Trennung der Mutter des Kindes den gesetzlich verpflichtenden Kindesunterhalt, 25 Prozent unregelmäßig und 50 Prozent überhaupt nicht, viele davon nachweislich zu Unrecht. Mit dem Wechselmodell als Regelfall nach den Vorstellungen der FDP fiele einerseits der bisher verpflichtende Kindesunterhalt ersatzlos weg. Andererseits wären die gesundheitlichen Folgen für die Kinder teils gravierend, die längst bestehende Kinderarmut würde weiter ansteigen und müsste von der gesamten Gesellschaft aufgefangen werden.

Die ersten Erfahrungen mit den Folgen des Wechselmodells zeigen vor allem bei kleinen Kindern hohe Irritationen über einen sicheren Platz sowie teils erhebliche Loyalitätskonflikte mit z.T. schweren psychischen wie psychosomatischen Auswirkungen. In Deutschland werden diese jedoch bisher ignoriert oder bagallisiert. In anderen europäischen Ländern findet das Ringen ebenso statt – allerdings melden sich zunehmend und immer dringlicher KinderpsychiaterInnen zu Wort, präsentieren alarmierende Ergebnisse und fordern ein Verbot eines erzwungenen Wechselmodells sowie einer 50/50-Betreuung als Regelfall.

Am 22. Juni 2018 veranstaltet der Kofra e.V. eine internationale Fachtagung zum Wechselmodell in München. Auf dieser präsentieren internationale Experten, u.a. der renommierte frz. Kinderpsychiater und Prof. für Kinderpsychopathologie, Maurice Berger, ihre Forschungsergebnisse und dokumentieren die wachsende internationale Bewegung zum Schutz der Kinder.

Den Tagungsflyer mit weiterführenden Informationen finden Sie zum Download hier.

Das Zwangswechselmodell aus der Sicht Betroffener:
Download MIA_Positionspapier_WM

Kritik an der Evaluierung zur Reform der elternlichen Sorge nicht miteinander verheirateter und nicht zusammenlebender Elternteile:
Download MIA_Positionspapier_Reform_Sorgerecht