Ständig hört und liest man, dass es so viele Studien gäbe, die belegen würden, dass das Wechselmodell besser für Kinder sei als ein Residenzmodell (inkl. erweitertem Umgang). Schaut man sich aber die zitierten Studien genauer an, offenbart sich, dass da gar nichts dran ist. Die Behauptung, das WM sei ursächlich (=kausal) für das Wohlbefinden von Kindern, zerbröselt zu Staub. Es ist ein riesengroßer Bluff.
Um das gewünschte Ergebnis dennoch unter die Leute und auf die politische Tagesordnung zu bringen, bedienen sich die eifrigen Kämpfer für ein Wechselmodell als Regelfall eines kommunikativen Kniffs: Sie suggerieren mit ihrer Behauptung, dass eine Kausalität zwischen Wohnform und Wohlbefinden wissenschaftlich belegt sei. Die benannten Studien können dies jedoch nicht belegen, sondern lediglich, dass diese Wohnform (und viele weitere Faktoren, das wird immer unterschlagen!) mit Wohlbefinden bei Kindern bestenfalls korreliert bzw. zeitgleich auftritt (Koinzidenz). Das aber beweist keine kausale Abhängigkeit des Faktors Wohlbefinden vom Faktor Wohnform. Es ist eher vergleichbar mit „Immer wenn ich Eis esse, regnet es.“ Koinzidenz bzw. Korrelation: ja, Kausalität: nein.
Studien stützen die Behauptung nicht
In den betreffenden und von der FDP gern zitierten Studien verweisen die Wissenschaftler:innen regelmäßig darauf, dass die Aussagekraft der Ergebnisse nur sehr eingeschränkt ist, weil u.a.:
- andere Kriterien wie z.B. der gute sozioökonomische Status der untersuchten WM-Familien sich bekanntlich deutlich auf das Wohlbefinden von Kindern auswirkt – es hat also nichts mit der Wohnform zu tun, sondern mit finanzieller Sicherheit.
- diese gut betuchten WM-Familien in der Regel einen deutlich höheren Bildungsgrad aufweisen und das WM freiwillig leben (nix Zwangs-WM!), was darauf schließen lässt, dass das Konfliktpotenzial zwischen den Eltern niedrig ist
- die gegenüber gestellten, untersuchten Residenzmodell-Familien oft ökonomisch schwach waren und oft auch über niedrigere Bildung verfügten. Die Ursache für geringeres Wohlbefinden von Kindern ergo – siehe oben – eher in den ökonomischen und folglich psychischen Belastungen zu suchen sind, nicht in der Wohnform.
Kurz: Da wurden Äpfel mit Birnen verglichen. - Keine der Studien, die die FDP gern zitiert, hat konkret das Konfliktpotenzial zwischen den Eltern im Kontext Wechselmodell erhoben – das aber nachweislich einen massiven Einfluss auf das Wohlbefinden von Kindern hat.
Conclusio: Es gibt bis heute weder Belege noch wissenschaftliche Begründungen dafür, dass ein Wechselmodell per se besser für Kinder sei oder weshalb Kinder gegen ihren Willen in ein solches gezwungen werden müssten – obwohl man weiß, dass Elternkonflikte Gift für Kinder sind und sie diesem umso mehr ausgesetzt sind, wenn sie pendeln müssen.
Die FDP arbeitet bei diesem Thema mit Falschbehauptungen. Oder auch: Fake News. Die Kinder müssen es ausbaden.
Wechselmodell Unterhalt Wechselmodell Erfahrungen was spricht dagegen
3 thoughts on “Wechselmodell besser für Kinder? Das sagt die Forschung tatsächlich”